Schlachtfeldarchäologie
Schlachtfelder sind seit jeher Orte von besonderer Wirkung gewesen, welche die
Menschen scheinbar magisch anzogen - sei es direkt nach der Schlacht, um
Brauchbares zu finden, oder in Erinnerung längst vergangener Ereignisse.
Schon von den Soldaten wurden Überreste der Schlacht als begehrte Trophäen
erbeutet, und im 19. Jahrhundert wurde es gar üblich, von einem Besuch der
Schlachtfelder Souvenirs mitzunehmen. Dabei handelte es sich meist um
umgearbeitete Fundstücke.
Was aber ist konkret vom Ablauf der Schlacht bekannt? Meist gibt es sehr viele Berichte und Karten, die den Schlachtverlauf aufzeigen. Je weiter man jedoch in die Vergangenheit zurückgeht, umso spärlicher wird die Quellenlage. Auch die neuzeitlichen Schlachten sind oft erst Jahre später von den Teilnehmern beschrieben worden, wobei die tatsächlichen Ereignisse aus verständlichen Gründen oft stark verzerrt wiedergegeben wurden. An dieser Stelle setzt die Schlachtfeldarchäologie an. Reguläre archäologische Fundorte wie Siedlungen, Gräber etc. sind in Ihrer originalen Lage meist unter der Ackerschicht oder im Waldboden verborgen. Sie werden dann nach ihren Schichten (Straten) und den Funden zu einem auswertbaren Befund. ![]() Bei einem Schlachtfeld verhält es sich meist völlig anders. Schanzen, Laufgräben und ähnliches außen vor gelassen, hat sich das Ereignis innerhalb kürzester Zeit auf einer großen Fläche mit wechselnden Hauptkampfplätzen ereignet. Dabei ist eine große Fundmenge über die Fläche verteilt worden. Aber hier ist das genaue Datum meist bekannt. Und dadurch sind alle, der Schlacht zugehörigen Fundstücke, auch ohne eine ungestörte Fundschicht, zuzuordnen. Gerade die Schlachten der letzten 400 Jahre haben, bedingt durch den Einsatz von Feuerwaffen, eine Vielzahl von Funden auf dem Schlachtfeld hinterlassen. Trotz des Einsatzes von Landmaschinen befinden sich diese Hinterlassenschaften noch in einer ausreichend genauen und somit auswertbaren Fundlage. So markiert ein unverschossenes Projektil oder verschossenes Zündhütchen den Standort eines Soldaten. Die verschossenen Projektile können Auskunft über die Art der Waffe geben. ![]() ![]() Es war ein Kampf, dessen Schlachtlinie im Westen von Sollbrück, Bollingstedt über Idstedt und Stolk bis nach Böklund und Wellspang reichte und somit eine Ausdehnung von über 18 Kilometern hatte. Ein Kampf, in dem über 60.000 Menschen aufeinandertrafen und 1.400 Menschen starben. Die untersuchte Fläche besteht aus drei nebeneinander liegenden Feldern mit einer modernen Verkehrsstraße in der Mitte. Die Felder wurden mit einem Metalldetektor (Whites MXT) in engen Bahnen abgelaufen, erst lotrecht und anschließend waagerecht. Am Schluss werden die Funde (maximale Fundtiefe 20-25 cm) mit einem GPS-Gerät (Garmin GPS 60) eingemessen. Es wird jeder Fund, der nicht sofort der Zeit nach 1850 einzuordnen ist eingemessen. Es gibt auch sehr unscheinbare Blechstücke, wie die Reste von Kanonenzündern, die für die Schlachtfeldforschung von großer Bedeutung sind, da sie den Standort von Kanonen anzeigen. ![]() Die GPS-Punkte werden dann am PC eingelesen. Schön ist hier die Verdichtung der Funde zu sehen. Der leere Streifen ist ein Weg. Wenn nur die unverschossenen SH Spitzgeschosse und die Zündhütchen betrachtet werden, liegen sie alle auf einer Linie. Somit kann man erkennen, dass dort am 25 Juli 1850 eine schleswig-holsteinische Kampflinie stand. Der Weg dazwischen ist neu, um ca. 1930 angelegt. Der rote Weg dazwischen ist neu im 20 Jh. angelegt worden, der graue ist der ursprüngliche. Schön ist jetzt die rechtwinkelige Aufstellung der Soldaten zum Weg zu erkennen. Die Punkte auf der Karte sind ca. 30 Stunden Prospektionszeit und 95% der Punkte sind Material aus der Schlacht, die anderen 5 % sind alte Münzen und andere ältere Funde, die mit eingemessen wurden. Alles Neuzeitliche (nach ca. 1850) wurde nicht eingemessen. Die Suche mit einem Metalldetektor ist genehmigungspflichtig |